Mittwoch, 7. Juli 2010

Via Ferrata Cesco Tomaselli



Begehung der Via Ferrata Cesco Tomaselli im 7. Juli 2010


Die Ferrata Cesco Tomaselli ist ausgesetzt, anspruchsvoll und fast immer mit Drahtseilen gesichert. Der Steig führt durch die schöne Südwestwand der südlichen Fanesspitze, des ersten Turms des Faneskamms, steil hinauf. Obwohl er nicht sehr lang ist, wird er doch als einer der schwierigsten (D) und schönsten Klettersteige der Dolomiten eingestuft.

Wir mussten unsere geplante Begehung um einen Tag verschieben, nachdem es zunächst doch sehr nach einem Gewitter roch. Ist grundsätzlich ein "no go" - an einer ausgesetzten Ferrata wie dem Tomaselli sowieso. Da will man dann doch nicht am Blitzableiter hängen oder auf nassem Fels rumrutschen. Auch wenn Gewitter und Regenschauer letztlich ausblieben, sahen wir am Nachmittag des 6. Juli dann auch tatsächlich den Hubschrauber der Bergwacht bei einer Bergungsaktion aus dem oberen Teil des Klettersteigs.

Zugang
Wir übernachteten im Rifugio Lagazuoi, daß man am einfachsten vom Passo Falzarego mit der Bergbahn erreicht (wir kamen per pedes vom Rifugio Fanes). Von dort steigt man schnell zur Forcella Lagazuoi ab und weiter auf dem Weg zur Armentarola bis zum Steig 20b. Auf diesem quert man unter dem Nordwestgrat des Lagazuoi Grande und steigt dann zur Forcella Grande auf, von der man zum Bivacco Della Chiesa, das sich in der Nähe des Einstiegs des Klettersteiges befindet, gelangt.



Aufstieg
Die berühmt-berüchtigte horizontale Querung nach links unter einem Überhang mit alten Holzleitern des ersten Weltkrieges, ziemlich gleich nach dem Beginn des Tomaselli-Steigs, wird seit jeher von Kletterbegeisterten als vorzüglicher Test angesehen. In dieser trittarmen Wand ist es wichtig auf dem glatten Felsen auf Reibung zu gehen. Dann über sehr steile bis senkrechte Felsen etwa 60 Hm hinauf auf ein markantes Schuttband. Bevor der Klettersteig unter den senkrechten Felsen nach links hinüber quert, kann man einer Spur nach rechts folgen und dort in eine Rinne absteigen (Notausstieg). Die Ferrata aber quert gesichert auf einem Band nach links. Man steigt weiter über die senkrechten kurzen Wände rechts auf (während links die fixen Drahtseile über die Ferrata Cengia Veronesi zum Gran Fanes-Tal führen). Man folgt in einer leichten Passage einem Band ungesichert nach rechts zu einer kleinen Terrasse (ca. 150 Hm über Einstieg): dort überraschende Aussicht auf die Tofana di Rozes im Osten. Hier nimmt man nun mit Hilfe des fixen Drahtseils eine Serie von Wänden, die zum Kamm führen, in Angriff: Der Fels wird über die nächsten 80 Hm sehr steil, stellenweise auch leicht überhängend, ist aber griffig. Man gelangt nun zum Fuß einer engen und trittarmen Verschneidung (lediglich 1 Klammer als Steighilfe an leicht überhängender Stelle) und spreizt sich ziemlich anspruchsvoll über rd. 20 Hm hinauf zu einer kleinen exponierten Scharte. Grandiose Tiefblicke zu beiden Seiten, aber nur für Schwindelfreie! Von hier aus klettert man ca. 10 Hm über eine letzte steile und sehr luftig ausgesetzte Felsplatte mit Riß und erreicht dann über leichte Felsstufen den Gipfel (2980 m).

Abstieg
Man steigt, fixen Drahtseilen folgend, auf einem leichteren, doch immer noch steilen gesicherten Weg durch die Nordostwand zur Selletta Fanes ab (2830 m-0,30 Std.). Der Klettersteig überwindet im Abstieg ca. 140 Höhenmeter und es sind 3-4 senkrechte, aber kurze Felsstufen zu überwinden. Durch Schuttrinnen geht es dann weiter abwärts (ca. 100 Hm) bis zur Forcella Gasser de Pot, von der aus der Steig 20b zur Forcella Travenanzes führt (jetzt auf der südwestlichen Seite, um auch beim Rückweg den Schatten genießen zu können). Der Abstieg durch die Rinne folgt keinem Steig (nur Spuren) und kann sehr unangenehm sein (Steinschlaggefahr!). Wir hielten sie sogar für den objektiv gefährlichsten Abschnitt der Ferrata. Von der Forcella steigt man entweder auf dem Steig 401 zum Falzarego-Paß ab, oder man steigt zum Rifugio Lagazuoi wieder auf, um dann mit der Seilbahn zum Paß hinunter zu fahren.


Nachklapp
Viele sehen die Linksquerung zu Beginn als die Schlüsselstelle des Klettersteigs - ich würde sie aber eher als eine erste Mutprobe betrachten. Die Verschneidung im oberen Teil des Aufstiegs fand ich anspruchsvoller, da die Schwierigkeiten länger andauern und man direkt auf die luftige Ausstiegsplatte "ausgespuckt" wird.

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