Wohl aufgrund des erstmals ausgetragenen Heidelberg Trail Marathon am letzten Oktober-Wochenende wurden in diesem Jahr die Termine der beiden Bergläufe um eine Woche geschoben. Der Neckargemünder Berglauf, welcher auf einer Distanz von 11,8 km 450 Höhenmeter überwindet, fand in diesem Jahr am 9. November statt und hatte sein 40-jähriges Jubiläum. Die Strecke führt an der Berufsschule Neckargemünd startend zunächst über ein paar Asphaltmeter in den Wald wo es dann gleich auf breiten Forstwegen konstant bergan auf den Königstuhl geht. Insgesamt ist das Profil ziemlich zahm und für die "richtigen" Bergläufer eigentlich deutlich zu flach.
Nach dem Trail Marathon wollte ich erstmal maximal entspannen und war daher nicht sicher ob ich in Neckargemünd wieder an den Start gehen würde. Am Wochenende vor dem Lauf spürte ich allerdings gar keine Nachwehen mehr und wollte daher die noch existente Rest-Euphorie nutzen um vielleicht doch an meiner Bestzeit aus dem letzten Jahr zu kratzen.
Caro fuhr mich gegen Mittag zum Heidelberger Bahnhof, von wo aus ich dann mit der S-Bahn nach Neckargemünd anreiste. Etliche andere Läufer kamen ebenfalls mit der Bahn und es wurden bereits intensiv Material- und Trainingsstrecken-Tips ausgetauscht. Ich bin da mehr so der passive Lauscher. Vom Bahnhof Neckargemünd aus waren es dann nur 5 Minuten bis zur Sporthalle, in der sich die Startnummernausgabe befand. Hier wartete gleich die erste positive Überraschung: obwohl auf der Webseite der LG Neckargemünd nicht angekündigt, erhielten alle vorangemeldeten Teilnehmer einen Gutschein für ein Berglauf-Neckargemünd-T-Shirt. Es war zwar nur ein "normales" Baumwoll-Shirt, aber eben doch ein coole Sache mit netter Grafik. Angesichts der mit € 10 überschaubaren Startgebühr wirklich ein toller Zug der Veranstalter.
Das Wetter schien sich gut zu halten und es kam sogar die Sonne raus, was angesichts der frischen Temperaturen angenehm war. Da es in den Tagen zuvor geregnet hatte, lief ich diesmal wieder in Erwartung von teils matschigem Untergrund meine Salomon Fellcross. Ich spulte meine zwei Aufwärm-Kilometer runter - ich mache i.d.R. nur leichte Koordinationsläufe - und gab meine Wechselsachen für den Transport zum Ziel ab.
Um 14 Uhr fand dann der Start für die Biker statt. Besonderheit in Neckargemünd: es gibt eine Biker/Läufer-Kombiwertung, wobei die Startplätze sehr begrenzt sind. Ist mir aber wurscht. Nachdem das Radler-Feld abgerauscht war, brachten sich so langsam die Läufer in Position. Ich stellte mich ins gesicherte Mittelfeld.
Um 14:15 Uhr dann der Start der Läufer. Peng! Auf den ersten flachen 500 Metern geht es erstmal darum sich zu positionieren und einigen Pfützen auszuweichen. Als es dann in die Steigung ging zog sich das Feld gleich ordentlich in die Länge. Ich hatte aber ständig Läufer vor mir, was psychisch ganz gut ist, da man sich an andere dran kleben kann und beim Überholen Selbstbewusstsein tankt. Vor mir entdeckte ich rasch einen Läufer, der in der letzten Saison immer in meiner Zeitliga gelaufen ist - mal war ich leicht schneller, mal leicht langsamer. Allerdings merkte ich schnell, daß ich mich heute nicht an ihn dranhängen konnte. Irgendwie fehlte die Spritzigkeit - mir wurde so langsam doch klar, daß der Marathon doch etwas nachwirkt. Nach rund 4 km ist die wesentliche Steigung geschafft und es geht nur noch sanft bergauf bzw. teilweise ist die Strecke sogar eben. Kurz vor dem Überqueren der Fahrstraße zum Königstuhl wurde ich auch noch von einem Typen überholt, der leicht übergewichtig wirkte und einer eher schrägen Laufstil hatte. Oh Mann, das hat mir gerade noch gefehlt. Zäh wie Kaugummi läuft das heute.
Auf den nächsten Kilometern komme ich dann allerdings in einen guten Rythmus, auch wenn ich mich weiterhin nicht wirklich gut fühle. Aber an manchen Tagen muß man sich einfach durchquälen. Auch wenn die teils unendlich lang wirkenden Geraden auf dieser Strecke dann nicht helfen. Also: Blick auf den Boden und durchziehen.
Wir kommen endich an der Kohlhofwiese vorbei und das Profil wird jetzt wieder welliger, was meinen Beinen ganz gut tut. Beim letzten ganz sanften Anstieg zum Leopoldstein merke ich, daß es sogar etwas leichter als im letzten Jahr läuft. Auf dem kurzen Bergab-Stück nach dem Max-Planck-Institut werde ich nochmal "gechickt", versuche aber einigermaßen dran zu bleiben. Nicht das jetzt der falsche Eindruck entsteht: ich renne sonst nicht jedem Rock hinter her. Außerdem hatte sie gar keinen Rock an.
Wir überqueren wieder die Fahrstraße, ich ziehe an dem Mädel vorbei und es geht mit Volldampf in den Schlußanstieg über die Straße zum Königstuhl-Gipfel. Hier kann man sich so richtig klasse auf 130% bringen. Am linken Rand sehe ich Caro mit Anna und Max.
Caro schießt noch schnell einige Fotos - Anna registriert kaum, daß das der Papa ist und Max hüft außer sich vor Begeisterung und sprintet mir gleich hinterher. Ich gebe alles und überhole kurz vor dem Zieltunnel noch einen Läufer.
Puuh! Das war diesmal ein echter Kraftakt. Ich stoppe die Zeit und kann es kaum glauben: 1:01:56. Das ist sage und schreibe eine Sekunde schneller als im Vorjahr. Da hat sich der Endspurt doch diesmal wirklich gelohnt! Max fängt mich gleich ab und ich hole mir noch schnell einen Tee und suche meinen Rucksack. Es ist zwar sonnig, aber auch saukalt. Gemeinsam laufen wir noch zur Aussichtsplattform und schauen auf Heidelberg und die Ebene runter. Herrlich!
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